Matterhorn Alpine Crossing
Bauen auf knapp 4'000 m ü. M.
Eine unvergleichbare Baustelle
Damit die Vision einer durchgehenden, ganzjährigen Verbindung zwischen Zermatt und Cervinia Realität werden kann, ist der Bautrupp auf der höchsten Baustelle Europas gefordert. Bauen auf 3'883 m ü. M., bei Wind und Wetter, ist kein Zuckerschlecken. Bis mit dem Matterhorn Glacier Ride ll das letzte Puzzlestück des Matterhorn Alpine Crossing im Juli 2023 vollendet wird, gibt es noch einiges zu tun.
Bereits seit 80 Jahren streben die beiden Destinationen Zermatt und Cervinia nach dem Zusammenschluss über den Theodulgletscher. Nachdem mit dem Matterhorn Glacier Ride l im Herbst 2018 das erste Teilstück der Verbindung eröffnet wurde, folgt im Juli 2023 mit dem Matterhorn Glacier Ride II nun das letzte Puzzlestück für die durchgehende Verbindung.
Bereits direkt nach der Eröffnung des Matterhorn Glacier Ride I wurde auf den Baustellen für den Matterhorn Glacier Ride II weitergearbeitet. Die beiden 3S Bahnen unterscheiden sich vor allem darin, dass der Matterhorn Glacier Ride II komplett ohne Stützen zwischen der Berg- und Talstation auskommt. Das schmälerte den Aufwand auf den Baustellen jedoch kaum. Die Höhe sowie die dort herrschenden Witterungsverhältnisse machten den Bau einzigartig. Die Arbeiter, im Durchschnitt etwa 70 Personen, hatten ständig mit Wind, Schnee und starken Temperaturschwankungen zu kämpfen, hinzu kam noch die dünne Luft auf knapp 4'000 m ü. M. Bauleiter Anton Lauber zum Grossprojekt: «Es gibt keine vergleichbare Baustelle auf der Welt.» Der Bau des Matterhorn Glacier Ride ll war in fünf Bauetappen unterteilt:
Bauetappe 1: Der Aushub
In der ersten Bauetappe wurde der Aushub gemacht sowie Fels abgetragen und gesprengt, damit alle notwendigen Installationsplätze für den Baumeister erstellt werden konnten. Schon beim Bau der Bergstation für den Matterhorn Glacier Ride I war ein Grossteil des notwendigen Felsaushubs für den Matterhorn Glacier Ride II erledigt worden. Nichtsdestotrotz dauerten die Arbeiten neun Monate, um alles für die eigens an den Felsen angepasste Station vorzubereiten. Denn abgesehen von der Bahntechnik war beim Bau der beiden 3S Bahnen nichts Standard, sondern alles auf Mass gefertigt. Beim Bau der Talstation beispielsweise musste aufgrund der örtlichen Begebenheiten eine rund 25 Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden, bis unter den Gletscherablagerungen der solide Fels erreicht wurde. Dies war für die Bauherrschaft jedoch keine Überraschung, da im Vorfeld Probebohrungen vorgenommen wurden.
Bauetappe 2: Verbau der elektromechanischen Bahntechnik
Im Mai 2021 startete die Bauetappe 2 auf den Baustellen. Diese umfasste alle notwendigen Betonarbeiten für die Aufnahme der elektromechanischen Bauteile, welche im Anschluss daran montiert wurden. Doch auch im Frühling wurden die Arbeiten nicht unbedingt einfacher: Das Wetter blieb weiterhin eine grosse Herausforderung.
Bauetappe 3: Holzbau Talstation und Bergstation
Da es durch die günstigen Wetterbedingungen keine weiteren Verzögerungen gab, konnte bereits ab dem Sommer 2022 mit den Holzbauarbeiten und der Einhausung der beiden Stationen begonnen werden. Bis im Herbst 2022 waren die Berg- und die Talstation nahezu fertiggestellt. Dazu zählten auch die Arbeiten für den Strom. Ebenso wurden während dieser Zeit die rund 25 Photovoltaik-Panels verbaut, die für einen grossen Teil der Stromversorgung in der Bergstation sorgen. Damit umwelttechnisch alles seine Richtigkeit hatte, wurde die Baustelle regelmässig von einer Umweltbaubegleitung kontrolliert und begleitet.
Bauetappe 4: Der Seilzug
Der Seilzug für den neuen Matterhorn Glacier Ride ll wurde während dem Winter 2023 vorgenommen. Insgesamt wurden fünf Seile gezogen – vier Tragseile und das Zugseil. Pro Seil dauerte die Montage rund zehn Arbeitstage.
Bauetappe 5: Inbetriebnahme und finale Abnahme
Im letzten Schritt nach den Abschlussarbeiten erfolgt die Kontrolle des Bundesamts für Verkehr BAV. Alles Bauliche, Elektrische und Mechanische wird während rund einer Woche akribisch einer finalen Abnahme unterzogen. Am 1. Juli 2023 ist es dann so weit: Der Matterhorn Glacier Ride ll nimmt seinen Betrieb auf. Passagiere aus aller Welt können einfach von Zermatt nach Cervinia, also zwischen der Schweiz und Italien hin- und herreisen, ohne dabei auf ein anderes Fortbewegungsmittel als die Seilbahn ausweichen zu müssen.